Patchwork-Decken haben immer Saison!

Historische Grundlagen von Patchwork

Ein historischer Grabfund (Bahrtuch aus Antilopen-Haut) in Ägypten legt nahe, dass Patchwork (engl. „patch“ Flicken) bereits seit etwa 3.000 Jahren betrieben wird. Dabei ist ist bis heute unklar, ob diese Technik ursprünglich aus dem Fernen Osten oder aus dem Vorderen Orient stammt.


Während der Kreuzzüge, etwa ab dem 11. Jahrhundert, wurde diese Nähkunst von den Kreuzrittern vom südlichen Europa, dem Orient immer weiter in den Norden verbreitet. Dies bedingte, dass die Decken bzw. die Bekleidungstücke zunehmend wärmer sein mussten und sich deshalb das Quilten (engl. „to quilt“, steppen, wattieren) immer mehr durchsetzte.

Ursprünglich wurden aus alten Bekleidungsstücken, Stoffresten, Leder oder auch Fell durch Patchwork neue Stücke (Kleidung, Decken) hergestellt. Vor allem in England begann diese einzigartige Handwerkskunst einen besonderen Stellenwert zu erlangen, der bis heute besteht.
Durch den zunehmenden Handel mit dem Osten wurden die Stoffe für die Quilts ab dem 14. Jahrhundert edler und wertvoller. Auch vollzog sich langsam ein Wandel weg vom Gebrauchsgegenstand hin zum Dekorationsgegenstand.

Ab dem 17. Jahrhundert, verbreiteten Auswanderer die Quilttechnik in ganz Nordamerika. Gemeinsam arbeiteten die Siedlerinnen (die sogenannten Quilting bees) an den Patchworkstücken, um sie zu Quilts zu verarbeiten.

In der Zeit entstanden viele klassische Patchworkmotive, wie z.B. Jacob’s Ladder, Yankee Puzzle, Lincolns Platform, Dutchman’s Puzzle oder Rail Fence. Die Motive wurden über die Generationen weitergegeben und sind heute noch überaus beliebte Motive für Patchwork Decken (Beispiele dazu sind im Archiv).

Einer der berühmtesten Quilts aus der Besiedelungsszeit der USA, der von Jane Stickle im Jahre 1863 genäht wurde, kann im Museum von Bennington, Vermont, USA bewundert werden. Der Quilt bzw. dieses Kunstwerk von Jane Stickle besteht aus über 5.600 Einzelteilen, die in aufwändiger Handarbeit zusammengesetzt wurden. Keiner der 169 Blöcke gleicht dem anderen.

In vorindustriellen Zeiten waren Bekleid oder auch Decken in Patchwork-Technik, die aus den edlen und kostbaren Stoffen hergestellt waren, reichen Menschen vorbehalten. Mit der industriellen Revolution, ab der Stoffe kostengünstig produziert werden konnten, öffnete sich der Zugang zu Patchworkstücken auch für die breite Öffentlichkeit.

Seither entwickelte sich diese Kunstform, vor allem in den USA, bis heute zu einem eigenständigen Industriezweig in Milliarden-Dimension. In beinahe jedem US-amerikanischen Haushalt lässt sich eine dieser wunderbaren Decken finden.
Unterscheidung Quilt / Patchwork


Sie haben sich vielleicht schon einmal gefragt, worin der Unterschied zwischen Patchwork und Quilt eigentlich besteht …
Ganz einfach: beim Patchwork werden Stoffstücke zu Mustern zusammengenäht. Diese Muster werden dann zu einem Quilt, der fertigen Decke, weiterverarbeitet.
Quilts bestehen in der Regel aus 3 einfach oder kunstvoll vernähten Lagen: Lage 1 – Kunstvoll gestaltete Oberseite, Lage 2 – Vlies als Zwischenlage, Lage 3 – Einfache Unterseite.
Ziel des Quiltens soll jedoch nicht nur sein die drei Lagen zusammenzufügen, sondern mögliche Motive plastisch hervortreten zu lassen, Flächen dreidimensional zu gestalten.

Patchworktechniken

Die Stoffteile können auf unterschiedliche Arten zu einer kunstvollen Patchwork Decke zusammengesetzt werden:
- Streifen-Design: In Streifen geschnitten Stoffe werden, zusammengenäht und dann zu weiteren Mustern verarbeitet.
- Overall-Design: Einzelne Geometrische Formen werden zusammengenäht und ergeben dann das Gesamtdesign.

- Block-Design: Quadratische Blöcke, mit einem bestimmten Muster, werden zusammengenäht. Oftmals sind sie durch Rahmen optisch voneinander getrennt.
Englisch Paper Piecing: Bei dieser Nähtechnik werden, zumeist aus dünnem Karton, Schablonen in einer gewünschten Form ausgeschnitten und der Stoff dann auf diese Schablone geheftet. Die Teile werden anschließend zumeist per Hand zusammengenäht. Der Karton wird entfernt. (Foto: https://www.redhandledsci.ssors.com).
Foundation Paper Piecing: Diese Nähtechnik zeichnet sich dadurch aus, dass ein Schnittmuster 2 Mal auf dünnes Papier gezeichnet wird. Aus einer Vorlage werden die Schnittteile ausgeschnitten und der Stoff in Größe und Form dem jeweiligen Teil angepasst. Die zweite Vorlage dient zum Zusammennähen der ausgeschnittenen Teile. Das Papier wird entfernt. Foto: http://www.caroldoak.com.
Regionale Unterschiede

Da Quilts Tradition in unterschiedlichen Ländern haben, ergeben sich auch regionale Besonderheiten. Die berühmtesten beiden Stile sind wohl die japanische und keltische Quilttechnik.
Japanische Quilttechnik
Diese Quilts sind deshalb so einzigartig, weil sie unterschiedliche Materialien (bedruckte, bestickte Stoffe) und Techniken (Patchwork, Applikation) verbinden. Durch das Nähen mit der Hand, erhält der Quilt eine Seele.

Keltische Quilttechnik
Keltische Quilts zeigen hingegen zumeist symmetrisch, geometrische Formen. Oft werden keltische Knoten gestaltet. So können ungewöhnliche, zum Teil sogar bizarre, magische Muster entstehen.
